Hochsensible Kinder
Vielleicht fragst Du Dich oft: „Was mache ich nur falsch mit meinem Kind? Warum ist es so anders?“ Oder du bekommst von anderen häufig Bemerkungen und Fragen zu hören, wie z.B.: „Warum ist Deine Tochter so still?“
Hochsensible Kinder können herausfordernd sein, sind aber gleichzeitig eine unglaubliche Bereicherung.
Katrin Pernsteiner
6 Minuten
Hochsensible Kinder
Vielleicht fragst Du dich häufig: „Was mache ich nur falsch mit meinem Kind? Warum ist es so anders?“ Oder Du bekommst von anderen häufig Bemerkungen und Frage zu hören, wie z.B.: „Warum ist Deine Tochter so still?“, „Belastet es euch nicht, dass euer Sohn nicht glücklicher, sorgloser ist?“, „Er ist so empfindlich!“, „Sie will einfach nicht mitmachen. Warum ist sie so starrköpfig und stur?“
Vielleicht zählt Dein Kind zu den hochsensiblen Kindern. Es hat die angeborene Neigung, seine Umgebung intensiver wahrzunehmen und gründlicher nachzudenken, bevor es handelt.
Wichtig ist es, sich mit der Hochsensibilität seines Kindes auseinanderzusetzen, herauszufinden, was es braucht und was ihm gut tut, was ihm hilft seinen Alltag trotz hoher Empfindsamkeit möglichst angenehm zu gestalten.
Herausforderungen und Stärken hochsensibler Kinder
Herausforderungen hochsensibler Kinder können sein:
- Erhöhte Lärmempfindlichkeit
- Reagiert empfindlich auf grobe Stoffe, rauhe Socken…
- Erhöhtes Schmerzempfinden
- Empfindliche Haut
- Lehnt gewisse Speisen, Gewürze ab
- Reagiert schnell auf Stimmungen anderer
- Weint schnell
- Sehr mitfühlend
- Kann schwer mit Veränderungen umgehen
- Nimmt Veränderungen sofort wahr
- Ist sehr schreckhaft
- Mag keine Überraschungen
- Hält sich ungern in Gruppen mit unbekannten Personen auf
- Schwierigkeiten beim Eigewöhnen in Betreuungseinrichtungen
- Wutanfälle
- Schnelle Erschöpfung
- Schlafstörungen
- Nachdenklichkeit
- Sehr gewissenhaft
- Perfektionistisch
- Geringe Fehlertoleranz
- Großes Harmoniebedürfnis
- Umgang mit Konflikten gestaltet sich schwierig
- Stellen tiefgründige, philosophische Fragen
- Sind oft sehr aufgedreht oder ziehen sich völlig zurück
- Hoher Anspruch an sich selbst
- Geringe Fehlertoleranz
Stärken hochsensibler Kinder können sein:
- Hohes Einfühlungsvermögen
- Soziales Gerechtigkeitsempfinden
- Kreativität
- Hohe Vorstellungskraft und Fantasie
- Kreatives Problemlösungsverhalten
- Genauigkeit
- Begeisterungsfähig
- Wissbegier
- Mitfühlend
- Verstehen vieles schnell
- Vielseitige Interessen
- Großes Harmoniebedürfnis
- Wenige, dafür echte Freundschaften
- Gewissenhaftigkeit
- Nehmen kleinste Details wahr
- Können intensiv in eine Tätigkeit oder ein Thema versinken, wenn man sie lässt
- Halten sich gut an vereinbarte Regeln
- Ehrlichkeit
- Setzen sich für ihre Mitmenschen ein
- Hilfsbereit
- Große Intuition
- Sind sehr offen für innere Helferfiguren, die ihnen bei Herausforderungen helfen können (Schutzengel, Krafttier...) aufgrund der großen Vorstellungskraft
Ist mein Kind hochsensibel?
Mit dem nachfolgenden Fragebogen kannst Du feststellen ob Dein Kind hochsensible Züge aufweist.
Tipps für den Alltag mit hochsensiblen Kindern
Das Kind ernst nehmen
Hochsensible Kinder werden oft als ängstlich bezeichnet. Dabei wird hier oft etwas missinterpretiert. Aufgrund der Verarbeitungstiefe machen sich hochsensible Kinder viele Gedanken, bevor sie handeln, oder etwas Neues ausprobieren. Sie spielen alle Möglichkeiten gedanklich durch. Hier hilft es nachzufragen und sich für alle Eventualitäten gemeinsam mit dem Kind einen Plan B, C oder D zu überlegen, bis es sich sicher genug fühlt.
Akzeptanz
Das wichtigste ist, das Kind mit seiner hochsensiblen Art, so anzunehmen, zu respektieren und zu akzeptieren wie es ist.
Rituale
Rituale geben Halt, Orientierung und Sicherheit. Sie sind für alle Kinder wichtig, besonders für hochsensible.
Zeit in der Natur
Ein Spaziergang im Wald wirkt oft Wunder. Hier gibt es keine Reizüberflutung, sondern Ruhe, Stille und Schönheit. Hier kann Kraft getankt und der Kopf frei gemacht werden.
Reizarme Umgebung
Weniger ist mehr. Ein voll beladener Raum mit Spielsachen, Bildern, Geräuschen… überreizen das Kind und lenken es ab, wenn es sich konzentrieren soll. Dies kann im Schulalter auch für das Lernen und Hausübung machen von großer Wichtigkeit sein.
Ein geregelter Tagesablauf
Ein geregelter Tagesablauf gibt dem Kind Orientierung und Sicherheit. Falls doch einmal etwas anders ist als sonst, ist es wichtig, wenn dies möglich ist, das Kind früh genug darauf vorzubereiten, damit es sich darauf einstellen kann.
Ein eigener Rückzugsort
Jedes hochsensible Kind braucht einen Platz, z. B. sein eigenes Zimmer, das es so gestalten kann, wie es möchte. Es wird sich hier dann gerne zurückziehen, erholen und Kräfte sammeln.
Ausreichend Erholung und Schlaf
Dies ist nicht immer leicht. Manche hochsensible Kinder können schwer abschalten und brauchen lange bis sie einschlafen können und/oder wachen nachts mehrmals auf, da Gedanken kreisen, Dinge nachwirken oder sie schlecht träumen. Hier ist darauf zu achten, den Kindern Zeit zu geben zur Ruhe zu kommen, das Abendritual bald genug zu beginnen.
Ruhe-Inseln im Alltag
Nicht zu viel vorzunehmen ist die Devise. Es ist wichtig im Alltag ausreichend Zeit für freies Spiel, Rückzug, zum Geschichten erzählen, Kuscheln und freies Bewegen in der Natur einzuplanen. Zu viele Besuche, Freizeitaktivitäten… können die Kinder schnell überfordern.
Verständnis
Das Kind braucht Verständnis für sein Verhalten, wenn es überfordert und überreizt ist. Da hilft es nichts zu sagen: „Sei nicht so empfindlich, reiß dich mal zusammen.“ Das macht es nur noch schlimmer. Wichtig ist hier auch mit den KindergartenpädagogInnen, LehrerInnen… zu kommunizieren und die Hochsensibilität des Kindes anzusprechen. Gerne begleite ich Dich beratend bei den Vorbereitungen für solche Gespräche.
Feste Strukturen und gleichbleibende Abläufe
Hochsensible Kinder können mit Veränderungen oft nicht gut umgehen. Deshalb sind feste Strukturen und gleichbleibende Abläufe so wichtig. Veränderungen gehören jedoch zum Leben und es muss geübt werden damit umzugehen. Für hochsensible Kinder kann es schon hilfreich sein, sie früh genug und immer wieder darauf vorzubereiten und sie bei den Vorbereitungen mit einzubeziehen. Wenn wir hier das Thema Umzug als Beispiel nehmen, wäre es sinnvoll das Kind beim Packen miteinzubeziehen. Es darf seine Sachen selbst aussortieren und eine Kiste mit den Dingen packen, die ihm besonders wichtig sind.
Ein Gemeinschaftbild gestalten
Diese Idee kommt von meinem Sohn. Er sagte: „Mama, machen wir ein Gemeinschaftsbild?“ Er beginnt auf einem Blatt Papier mit einem schwarzen Stift Linien zu zeichnen, sodass verschiedene Formen entstehen. Danach malen wir die Formen gemeinsam aus. Wir entdecken Tiere, Gesichter oder einfach nur Muster darin. Diese Übung hilft Spannungen abzubauen, zur Ruhe zu kommen und Dinge zu verarbeiten. Man versinkt ganz im Hier und Jetzt und kommt in einen Flow-Zustand und Mama und Kind schaffen etwas zusammen. Was gibt es Schöneres?
Du fühlst dich angesprochen?
Wenn Dein Kind hochsensibel ist, oder Du den Verdacht hast, es könnte hochsensibel sein, lade ich Dich zu einem Beratungsgespräch bei mir ein.
„Um ein außergewöhnliches Kind großzuziehen, muss man auch bereit sein, sich auf ein außergewöhnliches Kind einzulassen.“
Elaine N. Aron