Bei der Hochsensibilität handelt es sich um eine körperliche Veranlagung, bei der das Nervensystem anders als bei Normal-Sensiblen funktioniert. Reize werden gröber gefiltert und gründlicher verarbeitet. Es kommt schneller zu einer Überstimulation, was zu Überforderung, Überlastung und Erschöpfung führen kann. Hochsensibilität ist keine Krankheit, sondern ein sehr feiner Wesenszug.

Bei ständiger Überstimulation und wenn wir nicht wissen, wie wir damit umgehen sollen bzw. uns gar nicht bewusst ist, was mit uns los ist, kann es unter Umständen zu krankmachendem Stress führen.
Etwa 20% unserer Bevölkerung sind hochsensibel und die Hochsensibilität ist meist genetisch bedingt und vererbt.

Der Begriff „highly sensitive person“, kurz HSP, auf Deutsch „hochsensible Person“ wurde von der Psychologin Elaine N. Aron geprägt.

Bei hochsensiblen Personen funktioniert der Thalamus, der größte Teil des Zwischenhirns, anders, als bei normal-sensiblen Menschen. Im Thalamus treffen Informationen aus dem Körper und den verschiedenen Sinneszellen ein. Er filtert die Informationen und leitet sie ins Großhirn weiter.

Bei hochsensiblen Menschen ist dieser Filter viel gröber und deshalb gelangen mehr Informationen ins Großhirn, außerdem werden diese Informationen gründlicher als bei "Normal-sensiblen" verarbeitet. In einer lebendigen und unruhigen Umgebung weckt jede Kleinigkeit die Aufmerksamkeit von hochsensiblen Menschen. Kaufhäuser, große Menschenansammlungen, ein Konzertbesuch, ein Besuch im Freizeitpark... können so zu Überstimulation und Erschöpfung führen.

Äußere und innere Reize werden sehr gründlich verarbeitet. Mit den äußeren Reizen sind jene gemeint, die von außen über unsere Sinne auf uns einströmen. Innere Reize betreffen unsere Gefühle und Gedanken. Hochsensible Personen sind sehr aufmerksame, detailierte Beobachter. Gedanken und Gefühle werden intensiver verarbeitet und sie neigen zum Grübeln.

Gleichzeitig werden aber auch positive Gefühle und Gedanken intensiver wahrgenommen. Hochsensible Menschen können zutiefst berührt sein von schöner Musik, beim Betrachten eines besonderen Kunstwerkes oder beim Beobachten eines Schmetterlings im Frühling.

Diese hohe Empfindsamkeit, wie oben beschrieben, führt zu starken emotionalen Reaktionen.

Das Wissen über die eigene Hochsensibilität, das Akzeptieren, die Auseinandersetzung und die Wertschätzung dieses besonderen Wesenszugs, sind wichtige Voraussetzungen, um als hochsensible Person gut mit Herausforderungen im Alltag zurecktzukommen und ein glückliches, erfülltes Leben zu führen.

Wichtig zu betonen ist noch, dass jeder Mensch einzigartig ist, ob nun hochsensibel oder nicht. Es sind auch nicht alle hochsensiblen Menschen gleich. Es gibt viele verschiedene Formen der Hochsensibilität und jeder Mensch ist ein eigenständiges Individuum. Der hochsensible Mensch ist noch viel mehr, als seine Hochsensibilität! Und dennoch gibt es Gemeinsamkeiten und Merkmale, die hochsensible Menschen ausmachen.

Hochsensibilität ist eine Gabe und keine Krankheit. Wenn ich mir selbst über diese Gabe bewusst bin, ist schon ein großer Schritt getan und ich kann mich auf den Weg machen und herausfinden, wie ich am besten damit umgehe, wie ich diese Gabe nutzen und wertschätzen kann. Sie ist wie ein großer Schatz, den es zu entdecken gilt und auf den wir stolz sein können.